„Die Telemedizin kann die medizinische Versorgung und ärztliche Betreuung von beispielsweise mobil eingeschränkten Menschen, die auf Hausbesuche angewiesen sind, erheblich erleichtern“, sagt Stefan Roi, Leitender Arzt der Gemeinschaftspraxis Wackersdorfer Hausärzte.
Seit September testet die große Gemeinschaftspraxis, die rund 6000 Patienten pro Quartal versorgt, den mobilen Einsatz, am Dienstag wurde das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Per Webcam schaltete Roi zu Krankenpfleger Matthias Schaller, der einem Patienten, den Praxiskollege Dr. Peter Krüger spielte, ein EKG anlegte. Sekunden später hatte Roi die EKG-Ergebnisse auf seinem Laptop und hätte auf Basis der vorliegenden Daten weitere Maßnahmen veranlassen können. „Man sieht hier, dass man ein EKG bekommt, das man tadellos befunden kann, und das ohne große Apparaturen“, erklärt der Facharzt für Allgemeinmedizin.
Auch auf dem Land sei die mobile Datenübertragung flächendeckend möglich, habe die Testphase bereits gezeigt. „Wir haben sogar aus einem Kellern die Daten übermitteln können. Sicherheitshalber haben wir aber SIM-Karten von zwei Telekommunikationsanbietern installiert, um kein Problem mit jeweiligen Funklöchern zu haben“, berichtet Roi.
Ein weiterer Vorteil für die Patienten ist, dass die Hausbesuche auch während der normalen Sprechzeiten stattfinden und per Video-Schalte direkt zum behandelnden Arzt übertragen werden können. „Dadurch, dass Fahrtzeiten wegfallen, haben wir Ärztinnen und Ärzte mehr Zeit für die Versorgung unserer Patienten“, sagt Roi.
Für den nächsten Schritt hat die Praxis bereits in ein mobiles Ultraschallgerät investiert. „Das können wir Ärzte nutzen, um dann direkt vor Ort die Daten an Kollegen zu übermitteln und zu besprechen“, so Roi.
Bürgermeister Thomas Falter zeigte sich nach der Präsentation begeistert: „Das ist eine deutliche Werterhöhung für den Standort Wackersdorf und den gesamten Umkreis.“ Dass die oberpfälzische Kommune eine gute hausärztliche Versorgung hat, können sich die lokalen Entscheidungsträger auch selbst auf die Fahne schreiben. Vor Jahren hatte Wackersdorf ein Ärztehaus in zentraler Lage gebaut und damit Stefan Roi und seine Kollegen für eine Niederlassung am Ort begeistert.
Mittlerweile kooperieren die Wackersdorfer Hausärzte auch mit der Bundeswehr. So gab Oberstarzt Roland Vogl vom Sanitätsunterstützungszentrum Kümmersbruck beim Pressetermin bekannt, dass ab kommenden Jahr Assistenzärzte der Bundeswehr im Rahmen ihrer Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin für ein halbes Jahr in der Wackersdorfer Praxis mitarbeiten werden.