Der Auftragskiller

Der Auftragskiller

Elmar Grüber

4 года назад

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DER AUFTRAGSKILLER

Ich plaudere immer ein bißchen mit der betreffenden Person, bevor ich sie liquidiere. Ich erzähle, wer ich bin, warum ich ihr jetzt gegenüber sitze, wer mein Auftraggeber ist und daß es kaum weh tun wird. Weil ich nämlich ein Profi bin. Und dann versuch ich, die betreffende Person etwas aufzubauen. Den Männern sag ich, daß sie ruhig stolz sein können. Weil sie ja so eine Art Heldentod sterben. Nämlich früher als geplant. Wie im Krieg. Den Frauen mache ich meistens Komplimente. Daß sie schöne Augen haben und so. Manche fragen mich dann, ob ich meinen Job gern mache. "Klar", sag ich "Weil ich ihn gut mach. Und was man gut macht, macht man gern". Viele weinen auch. Meistens die Frauen. Und dann tröste ich sie. Mit einem Gedicht von mir.

Blau wird Himmelblau, Rot wird Rosarot.
Dein Lächeln wird unendlich sein. Tränenverbot.
Flügel wirst du haben und da oben herumfliegen.
und wenn sie spielen, die Himmelsgeigen, wirst du mit jubilieren.

Ja ja, die Frauen. Zu ihnen versuche ich besonders nett zu sein, bevor ich sie liquidiere. Weil ich die Frauen mag. Prinzipiell, immer schon. Von Klein auf. "Schau", sag ich "es wird schnell gehen. Du wirst gut sterben". Wusch - und schon bist oben. Ohne verabschieden. Glaub mir," sag ich, "verabschieden macht nur traurig. Nur von mir wirst du dich verabschieden", sag ich. "Aber wir werden uns wiedersehen. In meinen Träumen. Ich seh sie alle in meinen Träumen wieder. Nicht immer angenehm. Aber auf Dich freue ich mich schon." Sag ich. Und dann kommt die zweite Strophe von meinem Gedicht.

Omama und Opapa. Die freuen sich schon auf Dich.
Himmelsküsse werden sie Dir geben, verpackt in Sternenlicht.
Flügel werden sie haben und Dir entgegen fliegen
Und was sie spielen, die Himmelsgeigen, haben sie komponiert.

Die Männer, nein, die Männer weinen nicht so oft. Manche versuchen sogar, aufzubegehren. Dann muß ich sie halt festbinden. "Schau", sage ich, "sei froh, daß ich es bin und nicht mein Kollege. Der kommt rein, reißt dir die Zunge raus, putzt damit seine Brille, damit er besser zielen kann, zieht seine Waffe und - Peng." Mein Kollege. Meistens nehm ich mit meinem Gegenüber noch einen letzten Drink. Aus meinem Flachmann. Zuerst ich einen Schluck, dann er. Wenn er festgebunden ist, will er meistens nicht. Dann halte ich ihm die Nase zu, solange bis er den Mund aufmacht - und glucks. "Prost," sag ich. "Prost spendet Trost". Dann steck ich meinen Flachmann wieder ein. Und dann ... Ja. Oh ja, ich plaudere immer mit der betreffenden Person, bevor ich sie liquidiere. Übrigens, mein Gedicht hat drei Strophen.

Du wohnst in einem Prachtpalast aus weißem Sonnenstein.
Und er selbst, der liebe Gott, er wird Dein Nachbar sein.
Flügel wirst du haben und da oben herumfliegen.
Und wenn sie spielen, die Himmelsgeigen, wirst Du dirigieren.
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