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Nachdem die Giordano-Bruno-Stiftung in Berlin einen Film über die nach ihrer Ansicht katastrophalen Lebensbedingungen von Affen in deutschen Zoos gezeigt hatte, ist die Tierethik-Debatte neu entbrannt: Es geht um Grundrechte für Menschenaffen. Der Leiter des "Great Ape Project Deutschland", Colin Goldner, dokumentiert in seinem Buch "Lebenslänglich hinter Gittern" wie Gorillas, Orang-Utans, Schimpansen und Bonobos im Zooalltag starke Symptome psychischer Störungen zeigen. Und die Fotografin Britta Jaschinski fordert schon lange ein Recht auf Leben und Freiheit für Menschenaffen.
Dass Affen intelligent sind, eine Sprache und auch Gefühle haben, bestreiten Philosophen und Naturwissenschaftler schon lange nicht mehr. Colin Goldner will Mensch und Menschenaffe nun juristisch auf eine Stufe stellen: "Recht auf Leben, Recht auf individuelle Freiheit im Rahmen seiner Anlagen und Unverletzbarkeit von Leib und Leben. Damit fange ich an. Das kann jeder nachvollziehen, und vielleicht entwickeln sich dann irgendwann einmal Bürgerrechte für Menschenaffen. Ich mache einen Schritt nach dem anderen." Der Tierrechtler hat 38 deutsche Zoos besucht und gefilmt. Ein jämmerliches Häftlingsdasein würden die Menschenaffen führen, sagt er. "Sie können den ganzen Tag nichts tun, außer ihre eigenen Fingernägel abzufressen. Und diese Langeweile in Kontrast zu dem immer wieder heranbrandenden Publikumsverkehr und der extremen, eklatanten Enge macht die Tiere krank."
Was ist mit den anderen Tieren im Zoo? Mit Walen, Delfinen und Elefanten, die auch als sehr intelligent gelten? Haben die keinen Anspruch auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit? Britta Jaschinski fordert radikal die Abschaffung von Tierparks. Schon vor Jahren hat sie immer wieder Bilder von Zoo-Tieren gemacht, um damit der Öffentlichkeit das Elend dieser Wesen zu zeigen. Ihre Fotos machen deutlich: Alle Tiere sind leidensfähig. "Ich denke, dass die meisten Tiere in diesen Zoos tatsächlich in den Wahnsinn getrieben werden. Durch die Architektur von diesen Zoos, die einfach nicht designt sind für Tiere. Man kann Tiere nicht einfach einsperren. Das sind wilde Tiere, die können einfach nur in ihrer eigenen Wildbahn leben", ist sie überzeugt.
Das wichtigste Kriterium für die meisten Tierrechtler ist letztlich nicht die Intelligenz eines Tieres, sondern ob es leiden kann. Neuseeland hat schon seit 1999 Grundrechte für Menschenaffen in der Verfassung. "Sollte es uns gelingen, die Speziesgrenze zwischen Mensch und Menschenaffe etwas durchlässig zu machen, könnte das zu einem Erdrutsch führen", sagt Goldner. "Dieser käme letztlich allen Tieren zu Gute, sowohl den menschlichen als auch den nichtmenschlichen, und könnte zu einem radikalen Wandel des gegenwärtigen Verhältnisses zwischen Mensch und Tier führen." Auch manche Theologen sagen mittlerweile: Tiere haben eine Seele und der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung. Das Institut für Theologische Zoologie in Münster erforscht sogar die Würde der Tiere.
Grundrechte für Menschenaffen zu fordern, ist bisher für viele noch eine Provokation. Aber vielleicht ist es ein Anfang für mehr Tierschutz auf allen Ebenen.
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